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Buchtipps

Ich habe mich entschlossen, auch einige Buchtipps mit hier reinzunehmen. Den Anfang macht „Schneeflocken wie Feuer“ von Elfi Conrad.

Ein Buch das zwischen den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts und heute oszilliert. Dort der natürlich-egoistische Blick einer 17jährigen, die sich nimmt, wovon sie glaubt, dass es ihr zusteht und hier der reflektierende, erbarmungslose Blick in der Retrospektive der heute fast 80 Jährigen, die über die damaligen Geschehnisse schreibt. Die „Geschehnisse“ sind einerseits erotische erste Schritte, andererseits dort, wo sie, gesellschaftlich gesehen, nicht hingehören. Die 17 Jährige hat sich den Musiklehrer als Opfer auserkoren, bewusst, weil sie sich rächen wollte an der Ungerechtigkeit und Unterdrückung des weiblichen Geschlechts, die von den anderen Lehrern ausging, letztendlich am Patriarchat der damaligen Zeit. Der Vater, ein schlagender Patriarch, dem sie am Ende der Geschichte ins Gesicht blicken kann – endlich mit der nötigen Verachtung. Die Mutter, glühende Hitlerverehrerin, ein ewiges Geflecht an Mutter-Tochter-Bindung, die die 17 Jährige allabendlich durch besondere Zuwendung zur Mutter aufs Neue entwirren muss.

Elfi Conrad hat ein so wunderbares Buch geschrieben, das einen in die verstaubten 60er Jahre eintauchen lässt, als sei man dabei gewesen. Die Düsternis dieser Zeit und der Zwang zur absoluten Angepasstheit schwebt im Buch bei jedem Satz zwischen den Zeilen. Aber es ist auch kraftvoll, zart, voller Erkenntnis – es zu lesen ist ein Gewinn. „Schneeflocken wie Feuer“ ist im Mikrotext Verlag im Juni 2023 erschienen und fand große Aufmerksamkeit in den Medien:

NDR Buch des Monats Juni 23

Besprechung durch Insa Wilke in der SZ vom 31.7.23

Weitere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit